


Defizitäre Organisationsstrukturen gefährden Patientensicherheit
Ausführlich hierzu:
Neelmeier T., Schulte-Sasse U. (2012) Adverse Selektion medizinischer Leistungserbringer – Marktversagen infolge Informationsasymmetrie und Verantwortungsgefälle. GesundheitsRecht 11:65-72
mit Genehmigung der Verlagsredaktion Dr. Otto Schmidt KG Köln
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Neelmeier T., Schulte-Sasse U. (2012) Hypoxie durch Organisationsverschulden. Forensische Begutachtung von Führungsverhalten in Gesundheitseinrichtungen. Rechtsmedizin 22:406–414
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Patientenschädigung als Folge organisatorischer Defizite
Schulte-Sasse U, Bruns W | ArztR 2018; 53: 61–64
Mit freundlicher Genehmigung der Schriftleitung
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Schicksal ist, wenn man in der falschen Einrichtung versorgt wird
Schulte-Sasse U | In: Kudlich, Hans/Koch, Jennifer (Hrsg.): Ökonomie, medizinische Standards und rechtliche Haftung, Nomos, Baden-Baden 2017, S. 73 ff
Facharztstandard während Bereitschaftsdienst und Rufbereitschaft
Schulte-Sasse U, Debong B | ArztR 2016; 51: 61–66
Mit freundlicher Genehmigung der Schriftleitung
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Krankenhäuser, Tageskliniken und Arztpraxen - unter hohem, im Steigen begriffenen Druck Kosten im Gesundheitswesen einzusparen - kämpfen heute um ihr ökonomisches Überleben.
Es resultiert ein immer schärfer werdender Konflikt: Kostensparen auf der einen und Sicherheit der Patienten auf der anderen Seite, ein Konflikt, in dem wir Ärzte „zwischen Heilauftrag und Kostendruck“ die Seite der Patienten zu stärken und gegebenenfalls patientengefährdende Schlechtleistungen durch Nichtleistung zu verhindern haben.
Nichtleistung vs. Schlechtleistung
Das Spannungsverhältnis zwischen Nichtleistung und Schlechtleistung bzw. seine Auflösung wird von einem der profundesten Kenner des Arztrechts wie folgt beschrieben:1„Wird erkennbar, dass die für den Krankenhausbetrieb oder eine einzelne Abteilung empfohlene oder vorgeschriebene personelle bzw. sachliche Mindestausstattung nicht mehr gewahrt ist, um die Gefährdung des Patienten auf das noch tolerierbare Maß zu senken, so ist dieser an ein geeignetes Krankenhaus zu überweisen, ein Aufnahmestopp zu verhängen und das Leistungsangebot zurückzunehmen“.
Für die Betreiber von Krankenhäusern und Arztpraxen hat Nichtleistung jedoch eine gravierende, im Wiederholungsfall potentiell existenzbedrohende Nebenwirkung: Erlöseinbußen. Denn: „Wer ökonomisch überleben will, braucht Fälle! “2
Der Druck im Gesundheitswesen billig zu „produzieren“3 und dabei jährlich die Produktionsraten zu steigern hat Besorgnis erregende Folgen: Manager von Gesundheitseinrichtungen und inzwischen selbst Ärzte4 sind mehr mit dem Überleben am Markt, als mit dem Überleben ihrer Patienten befasst.5
In dieser Logik ist es nur folgerichtig, wenn patientenferne ärztliche und nicht-ärztlichen Manager ihren patientennahen Ärzten aufgeben, Fallzahlen konsequent zu steigern, um die Standorte langfristig abzusichern.
Damit solchen oft mit dem Adjektiv „ehrgeizig“ verbundenen Unternehmenszielen tatsächlich schwarze Zahlen in der Jahresbilanz folgen, ist es heute mehr und mehr üblich mit leitenden Ärzten „Zielgespräche“ zu führen, bei denen Ziele vom Management vorgegeben werden, deren Erreichen an die Auszahlung des variablen Anteils der Jahresvergütung gekoppelt ist (Bonus-Zahlungen). Die inzwischen wöchentlich oder monatlich an Leiter von Krankenhaus-Fachabteilungen gerichteten Aufforderungen, die im Unternehmensplan vorgegebenen Leistungszahlen durch tatsächlich behandelte Fälle im OP – in rascher Wechselfolge bei hoher OP-Saalauslastung operiert und auf der Intensivstation mit kurzer Verweildauer versorgt – in eine Fallzahl steigernde, Fallschwere erhöhende und damit Erlöse und Gewinne (EBIDTA)6 sichernde Jahresabschluss-Wirklichkeit umzusetzen, haben das erhebliche Potential die Patientensicherheit zu gefährden.
1 Ulsenheimer K. Zur Diskrepanz zwischen dem optimalen medizinischen Standard, dem ökonomisch Möglichen und dem rechtlich Geforderten – der Anästhesiologe im Widerstreit gegensätzlicher Pflichten. Anästh Intensivmed 2009; 50: 242-247
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Mit freundlicher Genehmigung der Schriftleitung Anaesth Intensivmed
2 Maus J. Krankenhauseinweisungen: Fangprämie. Dtsch Arztebl 2009; 106: B 1455
3 „Produzieren“ bewusst in Anführungszeichen – der Autor weiß sehr wohl, dass es sich hier um die medizinische Versorgung kranker Menschen handelt.
4 Rieser S. Der Chef ist jetzt Ökonom. Dtsch Arztebl 2009; 106 (24) B 1043: „Ökonomen hatten jahrelang wegen ihrer berufsbedingt nüchternen, herzlosen Sichtweise auf das Gesundheitswesen keinen guten Ruf bei Ärzten. Doch nun eignen sich mehr und mehr Mediziner nebenher das Handwerkszeug der Betriebswirte an, weil das für Leitungspositionen in Kliniken gefordert wird. Und man bemerkt, wenn sie über ihre neuen Kenntnisse und deren Anwendung reden: Ärzte als Ökonomen sind nicht unbedingt Garanten einer humaneren Medizin. Ihre Kritik wird so zynisch vorgetragen, wie sie es den Besserwissern aus den Klinikverwaltungen früher immer vorgeworfen haben“.
5 Schiff GD. Fatal distraction: finance versus vigilance in U.S. hospitals. Int J Health Serv 2000; 30: 739-743: “Something is wrong in our nation's hospitals. While hospitals are fatally injuring more people than are killed by automobiles and firearms, at a cost that is as large as caring for people with HIV/AIDS, hospital managers and even medical staffs appear more preoccupied with survival in the marketplace than the survival of their patients.”
6 EBITDA: Earning Before Interests, Taxes, Depreciation and Amortisation