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Infektionen mit Krankenhauskeimen

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Infektionen mit Krankenhauskeime

Risiko für nosokomiale Infektionen: voll zu beherrschen? 

1, Schulte-Sasse U. Risiko für nosokomiale Infektionen: voll zu beherrschen? Nosokomiale Infektionen als Folge von (‚Hygiene’-)Fehlern patientenferner Entscheider. Die gedruckte Fassung des Artikels ist in Krankenh hyg up2date 2010; 5: 277-292 veröffentlicht. Außerdem ist der Artikel im E-Journals-System von Thieme enthalten. Das Copyright für den Artikel besitzt der Thieme Verlag Zum Artikel
2 Schulte-Sasse U. Krankenhausinfektionen: Wenn zu wenige Hände zu viele Kranke versorgen. Die Schwester Der Pfleger 2011; 50: 60-62
Mit freundlicher Genehmigung der Schriftleitung Die Schwester Der Pfleger Zum Artikel

In deutschen Gesundheitseinrichtungen treten nach Schätzungen jährlich zwischen 400.000 und 1.000.000 nosokomiale Infektionen auf.

3 Anschlag M. Krankenhaushaftung – Beweiserleichterungen bei Hygienemängeln. MedR 2009; 27: 513-516

Die Medien berichten von 40.000 Todesfällen im Zusammenhang mit „Killerkeimen im Krankenhaus“ (Anne Will, ARD vom 27.08.2010). „Es gebe im Bereich der Krankenhaushygiene ein großes Problem, auf das der Gesetzgeber dringend reagieren müsse“ (Spiegel online vom 24.08.2010). Die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich „für schärfere Hygiene-Regeln ausgesprochen“ (www.stern.de vom 25.08.2010).

Experten haben jüngst den Versuch unternommen, auf der Basis wissenschaftlicher Untersuchungen, realistische Zahlen zur Häufigkeit vermeidbarer nosokomialer Infektionen zu nennen. In einem Kommentar heißt es:

4 Gastmeier P., Brunkhorst F., Schrappe M. et al. Wie viele nosokomiale Infektionen sind vermeidbar? Dtsch Med Wochenschr 2010; 135: 91-93

 „Zusammenfassend ergibt sich, dass die verfügbaren Daten keine exakte Bezifferung der Problematik nosokomialer Infektionen und ihrer Vermeidbarkeit erlauben. Die Daten können allerdings als Grundlage für Hochrechnungen (…) dienen. Die damit verbundenen Einschränkungen berücksichtigend, kann angenommen werden, dass von den jährlich 400.000 bis 600.000 nosokomialen Infektionen ca. 80.000 bis 180.000 potentiell vermeidbar sind. Damit verbunden sind zwischen 1.500 bis 4.500 vermutlich vermeidbare Todesfälle pro Jahr in deutschen Krankenhäusern.“

Es braucht ein ganzes Bündel von Maßnahmen, um Patienten zuverlässig vor nosokomialen Infektionen zu schützen: Dazu gehören die Standardhygiene (insbesondere die hygienische Händedesinfektion), die zeitnahe Beobachtung und Analyse von mikrobiologischen Untersuchungen und Antibiotika-Empfindlichkeiten (sog. Surveillance) sowie die Kontrolle des Einsatzes von Antibiotika durch Experten (sog. Antimicrobial Stewardship).

Es genügt keinesfalls, evidenzbasierte Richtlinien für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention zu erstellen und bekanntzumachen, um nosokomiale Infektionen zu verhüten.

5 Exner M., Just HM. Personelle und organisatorische Voraussetzung zur Prävention und Kontrolle nosokomialer Infektionen. Bundesgesundheitsbl 2009; 52: 889-890

Damit aber „alle im Gesundheitswesen Tätigen alle relevanten Empfehlungen stets einhalten“ (zero tolerance)

6 Nassauer A., Fouquet H., Mielke M. Zur Beherrschbarkeit von Infektionsrisiken - Primum non nocere: Anmerkungen unter Berücksichtigung von Hygienestandards im Arzthaftungsrecht. Bundesgesundheitsbl 2009; 52: 689-698

, ist es „unabdingbar, dass die wichtigsten Entscheidungsträger (…) sowohl das Behandlungsteam als auch das Hygienefachpersonal angemessen bei der Umsetzung unterstützen“.

7 Simon A., Exner M., Kramer A. et al. Umsetzung der MRSA-Empfehlung der KRINKO von 1999 - Aktuelle Hinweise des Vorstands der DGKH. Hyg Med 2009; 34: 90-101

Diese angemessene Unterstützung fehlt, weil sie (Personal-) Kosten verursacht. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) berichtet in diesem Zusammenhang über „gefährliche Auswirkungen für Patienten“ infolge des „drastischen Personalabbaus“ in den vergangenen Jahren: „Jetzt zeigen sich die Auswirkungen der kritisch ausgedünnten Personaldecke immer stärker. Mängel in der pflegerischen Versorgung stellen nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel dar (DBfK vom 25.08.2010 )“. Die enorme Arbeitsdichte der Pflegenden lässt offensichtlich nicht immer ausreichend Zeit, um vor und nach jedem Patientenkontakt eine adäquate Händedesinfektion durchzuführen.

8 Isfort M., Weidner F., Kraus S. et al. Intensivpflege unter Druck. PflegenIntensiv 2010; 3: 6-11